110 Jahre Mittellandkanal – über ein Jahrhundert Wasserstraßengeschichte am „Nassen Dreieck“
Wenn in Hörstel ein Frachtschiff durch die Landschaft gleitet, spiegelt sich darin mehr als Wasser – es sind 110 Jahre Technik, Geschichte und Verbindung, die hier am Nassen Dreieck lebendig bleiben.
🧭 Inhaltsverzeichnis
- 110 Jahre Mittellandkanal – warum Hörstel der Ursprung ist
- Der Mittellandkanal im Überblick
- Das „Nasse Dreieck“ – wo alles begann
- 110 Jahre Geschichte in Etappen
- Hörstel und der Kanal – Wirtschaft, Alltag und Freizeit
- Technik, Schleusen und Schiffe
- Jubiläumsjahr 2025 – Erinnerung und Ausblick
- Fazit
- FAQ
1. 110 Jahre Mittellandkanal – warum Hörstel der Ursprung ist
Der Mittellandkanal (MLK) ist heute eine der wichtigsten Ost-West-Wasserstraßen Deutschlands – und er beginnt in Hörstel-Bergeshövede.
Hier, am „Nassen Dreieck“, zweigt der Kanal bei Kilometer 108,35 vom Dortmund-Ems-Kanal (DEK) ab.
Im Jahr 1915 wurde der Abschnitt Bevergern (Hörstel) – Minden für die Schifffahrt freigegeben – der erste reguläre Betrieb auf dem MLK.
Damit jährt sich 2025 zum 110. Mal der Moment, an dem aus Planung und Erdarbeit ein Verkehrsweg wurde, der das Land bis heute prägt.
(Quellen: WSV 2024; Heimatverein Sachsenhagen 2020; LWL Westfälische Geschichte)
„Hier begann Deutschlands Wasserstraße der Moderne – und sie fließt bis heute.“
2. Der Mittellandkanal im Überblick
Mit rund 325 Kilometern Länge ist der Mittellandkanal die längste künstliche Wasserstraße Deutschlands. Er verbindet den Westen (Rhein-/Ruhrgebiet über den DEK) mit dem Osten (Elbe-Havel-Kanal bei Magdeburg) und ermöglicht eine durchgehende Binnenfahrt von der Nordsee bis nach Berlin.
Eckdaten laut WSV (2024):
| Merkmal | Wert |
|---|---|
| Länge | ca. 325 km (Hauptstrecke) |
| Wasserstraßenklasse | Vb |
| Zulässige Schiffslänge | bis 110 m |
| Tragkraft | variabel je nach Schiff und Tiefgang |
| Betreiber | Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes |
(Quelle: Wikipedia MLK 2024 / WSV Datenblatt)
3. Das „Nasse Dreieck“ – wo alles begann
Im Ortsteil Bergeshövede befindet sich der bekannte Knotenpunkt, an dem sich Nord-Süd und Ost-West kreuzen.
Hier zweigt der Mittellandkanal vom Dortmund-Ems-Kanal ab und zieht sich durch die Gravenhorster Schlucht in Richtung Minden.
Zwischen dem Huckberg und dem Bergeshöveder Berg entstand ab 1906 eine der größten Ingenieurbaustellen Preußens.
Heute erzählen Infotafeln, die „Red Box“ und die Uferparkpromenade Bergeshövede von dieser Zeit.
(Quelle: Stadt Hörstel / Tourismusinfo 2024)
4. 110 Jahre Geschichte in Etappen
| Jahr | Ereignis | Bedeutung |
|---|---|---|
| 1905 | Preußisches Wassergesetz beschließt den Bau | Offizieller Projektstart |
| 1906 | Baubeginn bei Bergeshövede | Beginn der Weststrecke |
| 15. Februar 1915 | Eröffnung Abschnitt Bevergern–Minden | Erster Schiffsverkehr („Geburtstag“ des MLK) |
| 1916 | Strecke Minden–Hannover freigegeben | Ausbau nach Osten |
| 1938 | Fertigstellung bis zur Elbe bei Magdeburg | Durchgehende Ost-West-Verbindung |
| 2003 | Wasserstraßenkreuz Magdeburg fertiggestellt | Elbunabhängige Schifffahrt möglich |
(Quellen: WSV Chronik, Heimatverein Sachsenhagen 2020, LWL Westfälische Geschichte, Wikipedia MLK)
Im Frühjahr 1915 durchfuhr das erste Binnenschiff den neuen Abschnitt zwischen Bevergern und Minden – ein Moment, der als Beginn des modernen Binnenverkehrs in Nordwestdeutschland gilt.
Die genaue Zahl der Arbeiter aus der Bauzeit ist nicht überliefert, doch zeitgenössische Berichte sprechen von „tausenden Beschäftigten“.
(Hinweis: keine offizielle Zahl belegt.)
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Schleusen und Brücken erneuert und die Kanalsohle verstärkt. 2003 sorgte das neue Wasserstraßenkreuz Magdeburg für eine ganzjährig planbare Verbindung zwischen West und Ost.
„110 Jahre Schifffahrt – vom Dampfkahn zur digitalen Leitstelle.“
5. Hörstel und der Kanal – Wirtschaft, Alltag und Freizeit
Wirtschaftlicher Motor
Die Lage am Kanal ist ein klarer Standortvorteil für Hörstel:
- Güter wie Baustoffe und Industrieprodukte werden umweltfreundlich per Schiff transportiert.
- Am Nassen Dreieck befindet sich eine Bunkerstation Bergeshövede für Treibstoff und Versorgung der Schifffahrt.
(Quelle: Bunkerstation Bergeshövede / WSV Standortdaten 2024)
Stadtbild und Freizeit
Der Kanal prägt die Stadt sichtbar: Brücken und Wege führen über das Wasser, die Uferparkpromenade Bergeshövede bietet Erholung und Aussicht. Am Aussichtspunkt „Red Box“ können Besucher die Kanalgeschichte interaktiv nachvollziehen.
(Quelle: Stadt Hörstel Tourismus 2024)
Beschilderte Rad- und Spazierwege führen am Kanal entlang und binden den Ort in überregionale Touren ein.
Ein eigener „Teutoschleifen-Wanderweg“ entlang des MLK existiert nicht; einige Teilstücke führen jedoch nahe am Nassen Dreieck vorbei.
6. Technik, Schleusen und Schiffe
Schleuse Bevergern
Ungefähr 1 km nördlich des Abzweigs liegt die Schleuse Bevergern am Dortmund-Ems-Kanal – Teil der „Schleusentreppe Rheine“.
| Merkmal | Wert |
|---|---|
| Nutzlänge | ≈ 163 m |
| Breite | ≈ 9,9 m |
| Fallhöhe | ≈ 8,1 m |
| Betriebsaufnahme | 1916 |
| Betreiber | WSV / WSA Westdeutsche Kanäle |
Sie gleicht den Höhenunterschied zwischen den Kanalstufen aus und wird heute über eine Leitzentrale gesteuert.
(Quellen: WSV Steckbrief Schleuse Bevergern; Wikipedia Schleuse Bevergern 2024)
Der Mittellandkanal ist für Schiffe der Klasse Vb ausgelegt – bis 110 m Länge und rund 2 000–2 300 Tonnen Tragkraft, je nach Tiefgang und Schiffstyp.
(Quelle: WSV / Wikipedia MLK)
7. Erinnerung und Ausblick – 110 Jahre Wirtschaftskraft am Wasser
Seit der ersten Schiffspassage im Februar 1915 ist der Mittellandkanal ein Symbol für technische Weitsicht und wirtschaftliche Beständigkeit.
Was einst ein ehrgeiziges Infrastrukturprojekt war, ist heute ein bedeutender Bestandteil der deutschen Binnenlogistik – und Hörstel steht an seinem Ursprung.
Der Kanal ist mehr als ein Relikt der Industrialisierung: Er ist eine lebendige Wirtschaftsachse.
Rund ein Drittel des deutschen Binnenschiffsgüterverkehrs nutzt heute Abschnitte des Mittellandkanals – Tendenz steigend.
Auch im Raum Hörstel hat das Wasser Einfluss auf Arbeitsplätze, Transportwege und Standortentscheidungen.
Unternehmen profitieren von kurzen Wegen zu den Häfen entlang des DEK und MLK, vom umweltfreundlichen Warentransport und von der Nähe zur Autobahn A30.
Gleichzeitig gewinnt der Kanal als Raum für Innovation an Bedeutung:
Moderne Binnenschiffe fahren zunehmend elektrisch oder hybrid, und Projekte der Wasserstraßenverwaltung setzen auf ökologische Sanierung und nachhaltige Ufergestaltung.
So bleibt das „Nasse Dreieck“ nicht nur historischer Ausgangspunkt, sondern auch Zukunftsknoten einer klimafreundlichen Verkehrspolitik.
Für Hörstel bedeutet das: Der Mittellandkanal bleibt ein wirtschaftlicher und identitätsstiftender Faktor – ein Ort, an dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aufeinandertreffen.
110 Jahre nach seiner Eröffnung zeigt er, dass Infrastruktur mehr sein kann als Technik – sie kann Grundlage für regionale Stärke und Zusammenhalt sein.
8. Fazit
110 Jahre nach den ersten Schiffspassagen zwischen Bevergern und Minden blickt Hörstel auf eine einzigartige Geschichte zurück.
Der Mittellandkanal ist hier nicht nur Technik, sondern Identität: Er verbindet Landschaften, Menschen und Generationen.
Er bleibt für Hörstel Symbol für Beständigkeit und Erneuerung – ein Stück deutscher Ingenieur- und Regionalgeschichte, das hier begann und bis heute weiterfließt.
9. FAQ
Wann begann der Bau des Mittellandkanals?
1906, nach dem Preußischen Wassergesetz von 1905.
Wann fuhren die ersten Schiffe durch Hörstel?
Am 15. Februar 1915 – auf dem Abschnitt Bevergern – Minden.
Wann war der Kanal vollständig fertig?
1938, mit dem Anschluss an die Elbe bei Magdeburg.
Warum spricht man von „110 Jahren“?
Weil 1915 die erste Inbetriebnahme erfolgte – also 110 Jahre kontinuierliche Nutzung bis 2025.
Welche Bedeutung hat das „Nasse Dreieck“ für Hörstel?
Es ist Startpunkt des Mittellandkanals und ein Symbol für Verbindung zwischen Nord und Ost.
Gibt es 2025 Feiern zum Kanal-Jubiläum?
Bislang nicht bestätigt; wohl aber das Stadtjubiläum 50 Jahre Hörstel am Nassen Dreieck.
Kann man den Kanal besichtigen?
Ja – über die Uferparkpromenade Bergeshövede, den Aussichtspunkt „Red Box“ und mehrere Rad- und Wanderwege.



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